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Femundløpet 2011 – Teil 7 – Das Ende ist immer auch ein Anfang

Femundløpet 2011 – Teil 7 – Schneesturm

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Schon einige Hundert Meter vor dem Ort Grimsby kann man Hundetrucks an der Straße parken sehen. Wir befürchten, dass die Zufahrt zum Campingplatz, auf dem wir die letzten Wochen verbracht haben, versperrt sein wird. Ein weißer Schleier liegt über dem kleinen Dorf, doch der Himmel ist immer noch blau. Der Schnee fliegt von rechts nach links über Häuser und Autos hinweg. Ein Sturm tobt hier.

Wir erreichen die Einfahrt und haben glücklicherweise freie Fahrt bis vor unsere Hütte. Ich steige sofort aus und klettere auf einen kleinen Schneehügel hinter unserem Haus. Ein fantastisches Bild bietet sich mir. Viele Hundeteams liegen auf dem Feld.

Schaulustige stehen am Rand des abgesperrten Bereichs und schauen Mushern dabei zu, wie sie versuchen Decken und andere Gegenstände am Wegfliegen zu hindern. Eine Windböe packt mich und wirft mich fast um. Detlef kommt zu mir und fotografiert begeistert die Szenerie. Immer wieder fegen Schneewirbel über die Hunde hinweg. Aus den Bergen kommt ein Team herangefahren. 10 Hunde ziehen den Schlitten langsam in unsere Richtung.
Ein kurzer Halt um die Zeit zu nehmen und Stroh zu empfangen, dann noch einmal kurz anfahren bis der Rastplatz erreicht ist. Der Musher steigt vom Schlitten und sieht sich ungläubig um. Ich kann seine Nummer nicht erkennen. Er geht nach vorn zu seinen Hunden und scheint ihnen erklären zu wollen, dass sie hier, im Sturm, auf dem freien Feld, nun die nächsten Stunden verbringen werden. Doch schon das Strohverteilen wird für ihn zu einer äußerst schwierigen Aufgabe. Er zerteilt den Ballen und nähert sich je einem Pärchen fast kriechend mit Teilen davon. In der Luft wirbeln Strohhalme, die der Wind ihm aus den Händen klaut. Euphorisch vom Gelingen seiner Arbeit, versucht er nun ein Feuer zu machen. Er kippt eine Flasche Spiritus in seinen Metallkocher und kramt in seiner Jacke, wahrscheinlich auf der Suche nach Streichhölzern. In der Hocke, mit dem Wind im Rücken, stellt er 5 Minuten später den Kocher ohne Feuer beiseite.

Mein Magen meldet sich und wir verlassen den Hügel um die Hunde aus dem Dodge zu nehmen. Yukon und Smilla kommen gleich in die Hütte in die wir ihnen, kurze Zeit später folgen. Ich esse einen Joghurt, eine Schale Müsli und ein paar Brote und lege mich dann schlafen. Nur 3 Stunden später um 19 Uhr klingelt schon wieder der Wecker. Es fällt mir schwer das warme Bett zu verlassen. Das war mit Abstand der beste Schlaf seit langem.

Übermüdet ziehe ich mich an. Draußen ist es schon wieder dunkel und der Wind heult noch immer. Ben wird das gar nicht gefallen. Auch Detlef steht schon auf und nachdem ich den Depotsack fertig gepackt habe, machen wir uns auf den kurzen Weg zum Hundebereich.
Noch immer liegen viele Teams hier, denn der Checkpunkt wird zweimal hintereinander angefahren. Die Zuschauermenge hat sich deutlich verkleinert, nur noch ein paar wenige stehen hier und trotzen dem Wetter. Erstaunlicherweise ist es trotz des starken Windes überhaupt nicht kalt.
Eine Stunde patrouillieren wir am Rand der Absperrung auf der Suche nach Ben. Viele rote Jacken, so wie seine, laufen hektisch hin und her, aber Ben ist unserer Meinung nach nicht dabei. Also machen wir uns auf den Weg zurück zur Hütte um schnell etwas Warmes zu trinken und unsere Hunde zu füttern. Da bekomme ich einen Anruf. Ben fragt ob ich denn noch schlafen würde, er wäre schon seit mindestens einer halben Stunde da. Erschrocken erkläre ich ihm, dass wir die ganze Zeit dort waren, ihn aber nicht gesehen hätten. Ich lasse das noch zu heiße Getränk auf dem Tisch stehen und sprinte zu Ben. Die Hunde liegen bereits auf Stroh hinter kleinen Schneehügeln, die sie vor dem Sturm schützen sollen. Ben scheint wirklich schon etwas länger hier zu sein. Erstaunlich, dass wir ihn nicht gesehen haben, wo er doch sogar der einzige ist, der solche Schneehaufen geschaufelt hat. Er legt noch schnell jedem Hund etwas Futter hin, nimmt seine Jacke und geht zur Hütte. Ich folge ihm um meinen Tee, meinen Ipod und eine Sitzunterlage zu holen. Detlef begleitet mich zurück zu den Hunden. Es ist das erste Mal während des Rennens, dass er so engen Kontakt mit ihnen hat.

Als wir ankommen, sind die Tiere trotz der kleinen Schneemauern schon fast komplett zugeschneit. Ich trinke meinen Tee, der jetzt eine angenehme Wärme hat und fange an die Hügel zu vergrößern. Detlef verabschiedet sich mit dem Hinweis, dass er jetzt Eierkuchen für Ben macht. Keiner der Checkpunkthelfer interessiert sich für mich und meine Arbeit, wahrscheinlich in der Annahme ich sei der Musher, also mache ich ungehindert weiter. Kurze Zeit später hat sich die Höhe der Hügel verdoppelt.

Man sieht jetzt wie der Schnee über die Hunde hinweg geblasen wird, ohne sie zu berühren. Zufrieden setze ich mich auf einen kleinen Haufen Stroh und höre Musik. Ich spüre wie meine Augenlider schwerer werden. Langsam schaukle ich im Wind hin und her. Mir ist warm, nur die dem Wind zugewandte Seite des Gesichts fühlt sich kalt und feucht an. Plötzlich erschrecke ich. Ich liege seitlich im Schnee, bin eingeschlafen und wurde umgeblasen. Mir ist kalt.

Ich schaue die Hunde an, alle schlafen, keiner bewegt sich. Für eine halbe Stunde können sie mich wohl entbehren und so mache ich mich auf den Weg zurück zur Hütte.

Eine halbe Pizza liegt noch auf dem Tisch und da wohl keiner mehr etwas essen möchte, verputze ich sie. Da ich immer noch hungrig bin, mache ich noch eine Pizza. Detlef ist mittlerweile nach draußen zu den Hunden gegangen und da ich nicht müde bin folge ich ihm wenig später.

Wie erwartet ist alles ruhig. Keiner der Athleten hat sich bewegt, denn sie sind noch immer schneebedeckt. Der Wind scheint noch stärker geworden zu sein. Ein Gespann fährt an uns vorbei um die nächste Etappe zu befahren. Der muss verrückt sein, denke ich, wer weiß wie es oben in den Bergen aussieht. Jetzt bei totaler Dunkelheit da raus zu fahren ist wirklich gefährlich.
Da hier sonst nichts passiert, gehen wir zurück zur Hütte und machen es uns gemütlich. Jede halbe Stunde gehe ich kurz raus um zu schauen wie es den Hunden geht, in der Zwischenzeit höre ich Musik, lese oder schlafe. So vergeht die Zeit bis zum Morgen. Der Wind hat nachgelassen und Ben entschließt sich weiterzufahren. Um 11 Uhr verlässt er uns in strahlendem Sonnenschein. Die Strecke die er jetzt vor sich hat, kennt er bereits. Er ist sie einige Male in den vergangenen Trainingswochen gefahren. Endlich haben wir mal etwas mehr Zeit. Mich erwartet eine warme Dusche und wieder etwas Schlaf. Und auch den Hunden in unserer Obhut können wir mal etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Doch die Stunden vergehen schneller als erhofft und um 17 Uhr taucht Bens Schlitten schon wieder aus dem Wald auf. Keiner der 9 Vierbeiner humpelt, aber sie sehen erschöpft aus. Der Tierarzt stellt eine erhöhte Temperatur bei Whity fest. Bosse hat starken Durchfall und Yuna frisst und trinkt überhaupt gar nichts mehr. Die nächsten Stunden sollen ihnen Erholung verschaffen. Der Wind ist abgeflaut und die Temperatur ist wieder gesunken. Nur ein anderes Team liegt noch mit uns hier.

Sie werden wie wir das Rennen hier beenden. Um Mitternacht machen wir einen Hund nach dem anderen vom Schlitten ab und führen jeden an der Leine zu unserer Hütte. Keiner der Vierbeiner scheint etwas gegen diese Entscheidung zu haben.

Als letztes schiebe ich den Schlitten über das schwach beleuchtete Feld zum Dodge. Ich stehe auf den Kufen, gleite über den Schnee und stelle mir vor, wie es sein muss, selbst hunderte von Kilometern, einsam und nur von geliebten Freunden gezogen durch Eiswüsten zu reisen. Der Kälte schutzlos ausgeliefert und mit einem Auge immer bei ihnen.

Die letzten Tage waren anstrengend, nervenaufreibend, lustig und einzigartig. Ich lege mich zu den Hunden und schaue in den Himmel. Die Sterne blinken hell. Whity leckt mir übers Gesicht. Sie und alle anderen hatten Spaß, denn das Laufen über Eis und Schnee ist ihr Leben.

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